Speicherplatzprobleme unter Linux Mint verstehen und beheben
Linux-Mint-Nutzer stoßen plötzlich auf die Warnung:
„The volume 'Filesystem root' has only a few MB disk space remaining.“
Das bedeutet: Die Systempartition (Root-Dateisystem /) ist fast voll – und das kann ernste Folgen haben. Updates schlagen fehl, Programme starten langsamer oder gar nicht, und im schlimmsten Fall kann das System nicht mehr booten.
Oft liegt das nicht an einem echten Platzmangel der gesamten Festplatte, sondern daran, dass Linux in getrennte Bereiche (Partitionen) aufgeteilt ist:
/(Root): enthält das Betriebssystem und alle Programme/home: speichert persönliche Dateien wie Dokumente, Bilder und Downloads
Wenn also / klein, aber voll ist, während /home riesig und leer bleibt, hilft nur:
- Platz auf
/freigeben, oder - die Root-Partition vergrößern, um mehr Systemspielraum zu schaffen.
In den folgenden Beiträgen erfährst du:
- wie du sicher erkennst, wo der Speicher knapp wird,
- welche Befehle zuverlässig Platz schaffen,
- wie du mit GParted und einem Live-USB die Root-Partition vergrößerst,
- und wie du durch einfache Wartung künftige Engpässe vermeidest.
Dieser Leitfaden richtet sich sowohl an Einsteiger, die eine klare Schritt-für-Schritt-Anleitung suchen, als auch an erfahrene Nutzer, die ein stabiles und gepflegtes System schätzen.
Du startest dein Linux Mint oder Ubuntu und bekommst die Warnung:
“The volume ‘Filesystem root’ has only a few MB disk space remaining.”
Das bedeutet nicht, dass deine Festplatte wirklich voll ist – sondern, dass die Systempartition (Root, /) fast keinen freien Platz mehr hat.
Linux trennt Daten in mehrere Bereiche (Partitionen):
- Die Root-Partition (
/) enthält das Betriebssystem selbst – Programme, Systemdateien, Logs. - Die Home-Partition (
/home) ist für persönliche Daten (Dokumente, Bilder, Downloads) zuständig.
Diese Bereiche sind voneinander unabhängig. Wenn / voll ist, hilft freier Speicher in /home nicht, weil das System dort keine Systemdateien speichern darf.
Warum das kritisch ist:
- Keine Updates oder neuen Pakete können installiert werden.
- Temporäre Dateien, Logdateien oder Konfigurationen können nicht mehr geschrieben werden.
- Das System kann instabil oder sogar unstartbar werden.
So erkennst du die Situation (im Terminal):
zeigt an, wie viel Platz auf jeder Partition noch frei ist.
Wenn bei / ein Wert über 90 % Nutzung steht, ist es Zeit zu handeln.
Tipp: Plane bei einer Neuinstallation für / immer mindestens 80–100 GB, besonders wenn du viele Programme, Flatpaks oder Entwicklungstools nutzt.
Kurz erklärt:
/ist das „Herz“ deines Systems/homeist dein „persönlicher Speicher“- Beide sind unabhängig – freier Platz in
/homehilft/nicht
Um / wieder Luft zu verschaffen, helfen ein paar bewährte Befehle:
Das entfernt alte Paketdateien, ungenutzte Kernel und alte Systemlogs.
Auch der Papierkorb und temporäre Dateien sollten regelmäßig geleert werden.
Tipp:
Finde große Speicherfresser mit:
So siehst du schnell, welche Ordner den meisten Platz belegen.
Hinweis:
apt autoremove entfernt alte Kernel, journalctl --vacuum-time reduziert Log-Belegung. Diese Schritte sind risikoarm, vorausgesetzt du verstehst, was gelöscht wird.
Wenn regelmäßig zu wenig Platz auf der Root-Partion vorhanden ist, lohnt es sich, / zu vergrößern – besonders, wenn /home viel ungenutzten Speicher hat. Die folgende Anleitung ist für die grafische Vorgehensweise im Live-System und enthält die relevanten Prüf- und Sicherheitsbefehle.
WICHTIG — Vorher
- Backup machen (z. B.
rsyncauf externe Platte). Partitionierungsänderungen bergen immer ein gewisses Risiko. - Netzteil angeschlossen, Live-USB bereit.
- Änderungen nur im Live-System durchführen (nicht vom Ziel-Drive booten).
Vorbereitende Prüfungen (im Live-Terminal):
lsblk -o NAME,SIZE,FSTYPE,MOUNTPOINT
sudo blkid
sudo e2fsck -f /dev/nvme0n1p7 # Prüft /home
sudo e2fsck -f /dev/nvme0n1p8 # Prüft /
Das geht mit GParted (grafisches Partitionierungswerkzeug) über ein Live-System. Grafische Schritte in GParted:
-
Mit einem Linux Mint Live-USB booten > „Try Linux Mint“.
-
GParted öffnen und das Gerät
/dev/nvme0n1wählen. -
Die
/home-Partition (nvme0n1p7) verkleinern
-
- Rechtsklick p7 → Resize/Move.
- Verkleinere am rechten Ende (Ende nach links ziehen). Beispiel: 200 GB freigeben → neue Größe z. B.
1024Gstatt~1.2T. - OK (Operation wird in der Warteschlange angezeigt).
→ Durch Verkleinern am rechten Ende entsteht nicht zugeordneter Platz direkt vor der Root-Partition (p8).
-
Die
/-Partition (nvme0n1p8) vergrößern
-
- Rechtsklick p8 → Resize/Move.
- Ziehe den linken Rand nach links, sodass p8 den freigewordenen Platz übernimmt. Ziel: z. B.
46.6G + 200G = ~246G. - OK.
-
Apply (grünes Häkchen): Änderungen anwenden. GParted führt Operationen aus (arbeiten lassen — nichts abbrechen).
Nacharbeit (nach Neustart ins normale System)
sudo lsblk -o NAME,SIZE,MOUNTPOINT
df -h /
# Dateisystem prüfen:
sudo e2fsck -f /dev/nvme0n1p8
sudo resize2fs /dev/nvme0n1p8 # nur falls nötig; GParted macht das in der Regel automatisch
Falls Bootprobleme auftreten
- Boot ins Live-System, prüfe UUIDs:
blkidund vergleiche mit/etc/fstab. - Von Live chrooten (Mount /, mount /boot/efi, mount -t proc/sys/dev...) und
sudo update-grubausführen, falls GRUB Einträge fehlen.
Risiken & Hinweise
- Verkleinern/verschieben kann fehlschlagen, wenn Dateisystemfehler vorliegen — deswegen
e2fsckvorher. - Änderungen nicht unterbrechen; Backup ist Pflicht.
- Wenn du möchtest, kannst du konkret 200 GB freigeben; passe die Zahlen in GParted im Dialog an (z. B. neue Größe p7 =
1024G).
Manchmal ist die Root-Partition (/) zu klein, aber eine andere Partition (z. B. /home) hat reichlich freien Platz. In solchen Fällen musst du das System nicht neu partitionieren – du kannst große Verzeichnisse einfach verschieben und durch symbolische Links wieder einbinden.
Das Prinzip:
- Verzeichnis identifizieren, das viel Platz verbraucht (z. B.
/var/lib/docker,/var/cache,/opt, Spiele oder VMs). - Daten verschieben auf eine größere Partition – z. B. nach
/home. - Symbolischen Link anlegen, damit das System den alten Pfad weiterverwenden kann.
Beispiel: Docker-Daten auslagern
sudo systemctl stop docker
sudo mv /var/lib/docker /home/$USER/docker
sudo ln -s /home/$USER/docker /var/lib/docker
sudo systemctl start docker
Tipps zur sicheren Umsetzung
- Dienste vor dem Verschieben stoppen, danach wieder starten.
- Berechtigungen prüfen:
sudo chown -R root:root /home/$USER/docker - Das gleiche Verfahren funktioniert auch mit z. B. Steam-Bibliotheken, VirtualBox-VMs oder Flatpak-Daten.
- Achte darauf, dass
/homezuverlässig verfügbar ist – sonst fehlen dem System wichtige Pfade.
Vorteile
- Kein Risiko durch Partitionierungsänderungen
- Schnell rückgängig zu machen
- Sofort wirksam
Fazit:
Das Auslagern großer Verzeichnisse ist eine einfache und sichere Alternative zur Vergrößerung der Root-Partition – besonders, wenn du schnell Platz brauchst oder kein Live-System starten möchtest.
Ein voller Systemdatenträger ist einer der häufigsten Gründe, warum Linux plötzlich träge wird, keine Updates mehr zulässt oder sogar den Start verweigert. Zum Glück lässt sich das leicht verhindern, wenn man ein paar einfache Routinen beachtet.
Hier sind bewährte Strategien, um dein System dauerhaft stabil und speicherschonend zu halten:
1. Partitionierung von Anfang an durchdacht planen
Wenn du Linux neu installierst, gib der Root-Partition (/) mindestens 100–150 GB.
So hast du genug Platz für Systemupdates, Logs und installierte Programme.
Die Home-Partition (/home) kann den Rest der Festplatte nutzen – sie wächst mit deinen Daten.
2. Regelmäßiges Aufräumen automatisieren
Führe regelmäßig (oder per Cron-Job) sichere Bereinigungen aus:
Das entfernt alte Paketdaten, nicht mehr benötigte Kernel und alte Systemlogs.
3. Logdateien begrenzen
Überprüfe, ob logrotate aktiv ist. Es sorgt dafür, dass alte Logs automatisch archiviert oder gelöscht werden:
sudo logrotate --force /etc/logrotate.conf
Für Server oder viel genutzte Systeme kannst du Loggrößen zusätzlich in /etc/systemd/journald.conf begrenzen:
SystemMaxUse=200M
4. Behalte deine Speicherverteilung im Blick
Nutze einfache Analyse-Tools:
df -h→ Überblick über belegten Speicherdu -h --max-depth=1 /→ größte Ordner im Root-Verzeichnisbaobab(grafisch) oderncdu(Terminal) → interaktive Speicheranalyse
5. Große Daten clever verschieben
Wenn / klein ist, aber /home groß, kannst du Platzfresser wie Docker-, Flatpak- oder Steam-Verzeichnisse auf /home auslagern und per symbolischem Link zurückverweisen:
6. Regelmäßige Systempflege
Einmal im Monat kurz prüfen:
sudo apt update && sudo apt upgrade
df -h /
So erkennst du Engpässe frühzeitig und beugst Notfällen vor.
Kurz gesagt:
Wenn du / von Anfang an großzügig dimensionierst, regelmäßig aufräumst und deine Logs im Griff hast, bleibt dein Linux-System schnell, stabil und wartungsarm – ganz ohne Notfallmeldungen über vollen Speicher.
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